Jung, engagiert und mit klaren Vorstellungen – Dr. Moritz Arndts über Beruf und Ehrenamt

Dr. Moritz Arndts praktiziert seit 2017 in der kieferorthopädischen Fachpraxis Dr. Arndts in Düsseldorf. Der 41-Jährige studierte Zahnmedizin an den renommierten Universitäten in Budapest, Freiburg und Düsseldorf. Neben einem Klinikjahr am King’s College in London promovierte er auf dem Gebiet der Dysgnathie-Behandlung bei Erwachsenen. Dr. Uwe Neddermeyer, KZV Nordrhein, führte das Interview mit dem Delegierten der Zahnärztekammer und jüngsten Mitglied der KZV-Vertreterversammlung.

Perspektive Selbstständigkeit

Seit 2017 bin ich in der familieneigenen kieferorthopädischen Fachpraxis Dr. Arndts in Düsseldorf tätig. Während meines Klinikjahrs in London wurde ich 2015 gefragt, ob ich denn nicht in England bleiben möchte. Tatsächlich musste ich einen Moment über eine dortige Anstellung nachdenken. Letztlich reizte mich aber die Fortführung unserer Düsseldorfer Praxis, die es immerhin seit mehr 35 Jahren gibt. Diese Tradition wollte ich unbedingt bewahren. Für mich liegt der Fokus auf unseren Patientinnen und Patienten. Sollte ich, wie geplant, die Praxis meiner Mutter irgendwann übernehmen und selbstständig leiten, möchte ich weiterhin nach und nach eigene Gedanken einbringen, um Tradition und Moderne noch enger zu vereinen. Der Gedanke, mehr Verantwortung zu übernehmen, machte mich zu Beginn etwas nervös. Mittlerweile funktioniert das sehr gut, dennoch empfinde ich Mitarbeiterführung in unserem Ausbildungsbetrieb als echte Herausforderung.

Von Kieferorthopädie fasziniert

Bereits als kleiner Junge habe ich in der Praxis meiner Mutter spannende Einblicke in meine heutige Tätigkeit bekommen. Zum endgültigen Entschluss, mich auf die KFO zu konzentrieren, hat mein Studium stark beigetragen. Ich hatte das Glück, immer an Universitäten zu studieren, an denen auch faszinierende KFO-Vorlesungen stattfanden. Schon damals habe ich erkannt: Das möchte ich machen! Die KFO bietet faszinierend viele Möglichkeiten, Behandlungen individuell zu planen – die verschiedensten Mechaniken, um Zahnbewegungen oder das Wachstum optimal zu steuern und zu fördern. Als besonders erfrischend erachte ich den Umgang mit jungen Menschen, vor allem weil ich sie über einen längeren Zeitraum begleiten darf.

Ehrenamtlicher Einsatz

Den Weg in die Standespolitik habe ich dank der Unterstützung von Düsseldorfer Kolleginnen und Kollegen gefunden, die ich bei Fortbildungen und Versammlungen des Berufsverbands der Deutschen Kieferorthopäden kennenlernen durfte. Seitdem bringe ich meinen Input dort ein, wo ich gebraucht werde, und organisiere regelmäßige Treffen unseres Stammtisches ehrenamtlich. 2019 wurde ich gefragt, ob ich mich denn zur Wahl stellen möchte. Da mich Standespolitik sehr interessiert und ich der Meinung bin, dass man sich für die Kolleginnen und Kollegen einsetzen sollte, habe ich mich für die Kammerversammlung aufstellen lassen. Der Einsatz hat sich gelohnt: Seit 2020 bin ich Delegierter.

Jung und aktiv

Viele Amtsträger wollten ganz bewusst einen Generationswechsel herbeiführen – oder aus persönlichen Gründen nicht mehr so viel Zeit in die Politik investieren. In der Kammerversammlung bin ich derzeit eines der jüngsten Mitglieder. Auch in der Vertreterversammlung der KZV gehöre ich seit Anfang 2023 zu den jüngsten Repräsentanten. Mein politisches Engagement erfüllt mich enorm, daher wurde ich auch als kooptiertes Mitglied in den Satzungsausschuss gewählt. Im Öffentlichkeitsausschuss bin ich leider nur stellvertretendes kooptiertes Mitglied – besonders dort würde mich die kreative Arbeit an wichtigen Themen reizen. Als Delegierter der Zahnärztekammer bin ich auch im Rechnungsprüfungsausschuss tätig und Mitglied der VV des VZN.

Klare politische Vorstellungen

Besonders wichtig ist für mich, dass unser Berufsstand endlich wieder eine entsprechende Wertschätzung erfährt. Wir müssen uns wesentlich stärker als bisher für den Erhalt der Freiberuflichkeit und der Selbstverwaltung einsetzen. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass die Ausbildung der ZFA in unseren Praxen gesichert ist und strukturiert abläuft. Es ist ideal, wenn man die eigenen Mitarbeitenden selbst ausbildet, sie in den Praxisalltag integriert und im besten Fall anschließend übernehmen kann.

Der wieder wirksame HVM betrifft uns alle! Somit sollte eines klar sein: Kieferorthopäden und Zahnärzte sitzen im selben Boot. Es ist wichtig, dass wir an einem Strang ziehen. Auch deshalb war ich mit dem BDK bei den Protestaktionen vor Ort dabei. Unser Ziel ist es, noch besser mit allen Kolleginnen, Kollegen und Gruppierungen zusammenzuarbeiten.

Gleichgewicht halten

Das Thema Work-Life-Balance spielt schon immer in unserer Praxis eine große Rolle. Wir haben seit langer Zeit eine Vier-Tage-Woche eingeführt. Auf diese Weise haben alle Mitarbeitenden der Praxis die Chance, auch unter der Woche private Dinge zu erledigen. Auch ich genieße diese neue Art der Arbeit. Dennoch sitze ich an freien Tagen oft am Laptop, um administrative Angelegenheiten der Praxis oder politische Aktivitäten zu koordinieren. Da ich mir dies selbst ausgesucht habe, bin ich mit meiner Work-Life-Balance vollkommen zufrieden.

Umso mehr freuen sich meine Lebenspartnerin und ich auf unser erstes Kind, dessen Geburt bevorsteht. Im Hinblick darauf muss ich darauf achten, was meine zukünftige Frau zu meinem Zeitaufwand für ehrenamtliches Engagement sagt. Natürlich wird sich unsere Work-Life-Balance nach der Geburt neu einpendeln. Ich denke, gerade als Selbstständiger bieten sich in der eigenen Praxis viele individuelle Organisationsmöglichkeiten.

Dr. Moritz Arndts

 
Bildrechte ©Overhoff

Dr. Uwe Neddermeyer, KZV Nordrhein

Hinterlassen Sie einen Kommentar

0 Character restriction
Your text should be more than 10 characters